Die Gründung des Turnvereins

Die Keimzelle des TSV 1863 Tauberbischofsheim war der Turnverein. Das Turnen war die erste moderne Sportart, die schon seit dem frühen 19. Jahrhundert einen enormen Zulauf hatte und sogar eine erhebliche politische Bedeutung erlangte. Die Turnvereine waren in der Tradition des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852) mit der liberalen und nationalen Bewegung dieser Zeit eng verbunden und gerieten mit den konservativen Regierungen des Deutschen Bundes in Konflikt. 1820 wurde sogar ein Verbot der Turnvereine verhängt. Nach dessen Aufhebung im Jahr 1842 wurden in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Turnvereine gegründet, im Jahr 1863 auch in Tauberbischofsheim.

Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852
Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852

Zu den kostbaren Dokumenten aus der Gründungszeit zählt das Protokoll der Versammlung zur Gründung des Turnvereins Tauberbischofsheim am 20. August 1863. Zum ersten Präsidenten wurde der Gymnasiallehrer Professor W. Gnirs (sein Vorname ist in keinem der Protokolle ausgeschrieben) gewählt. Ebenfalls gewählt wurden sechs „Comitee“-Mitglieder, die zusammen mit dem Präsidenten den Vorstand bildeten. Unterschrieben wurde das Gründungsdokument von Professor Gnirs und weiteren 16 Personen.

Der neu gegründete Verein machte schon bald durch mannigfache Aktivitäten auf sich aufmerksam. Am 21. August 1863, also nur einen Tag nach der Gründung, wurde „bei der stattgehabten Comiteesitzung“ beschlossen, dass mehrere Vorstandsmitglieder Jugendliche gezielt ansprechen und für den Turnverein gewinnen sollten. Am 24. August wurde auch schon die erste Turnstunde abgehalten, abends von halb 7 bis halb 8 Uhr.

Am 29. August 1863 nahm der Verein mit geringfügigen Änderungen die Satzung des Oberrheinischen Turnerbundes an und wurde daraufhin bei diesem als 37. Mitglied registriert. Geändert wurde beim Tauberbischofsheimer Turnverein beispielsweise der vom Turnerbund vorgeschlagene monatliche Mitgliedsbeitrag; er wurde von 15 Kreuzern auf 9 Kreuzer ermäßigt.

Einladungskarte, 1864
Einladungskarte, 1864

In der näheren Umgebung entstanden in den 1860er Jahren zahlreiche Turnvereine. Nach dem Vorbild von Wertheim, wo sich die Turner schon 1847 zu einer Gründung entschlossen hatten, entstanden allein im Jahr 1863 Turnvereine in Buchen, Hardheim, Walldürn, Mudau und sogar in dem kleinen Nachbarort Hochhausen; 1864 kam Boxberg hinzu. Mehrere der Gründungsanzeigen sind erhalten.

Der Turnverein Hardheim zeigte „mit teutschem Gruß und Handschlag“ am 17. November 1863 seine Gründung an. Der Turnverein Hochhausen bot am 29. Dezember 1863 „Freundschaft und brüderliches Einvernehmen“ an und lud zur Gründungsfeier mit Turnerball am 10. Januar 1864 ins Gasthaus „Zum Adler“ ein.

Das wohl schönste Bild aus den Gründungsjahren zeigt den ersten Präsidenten Gnirs (Mitte), umrahmt von 16 Turnern, darunter der Widmungstext: „Active Mitglieder des Turn-Vereins zu TauberBischofsheim ihrem verehrten Turnwart Gnirs – 1864“; auf die vier Ecken des Bildes ist der Turner-Wahlspruch verteilt: „Frisch – Fromm – Fröhlich – Frei“.
Das wohl schönste Bild aus den Gründungsjahren zeigt den ersten Präsidenten Gnirs (Mitte), umrahmt von 16 Turnern, darunter der Widmungstext: „Active Mitglieder des Turn-Vereins zu TauberBischofsheim ihrem verehrten Turnwart Gnirs – 1864“; auf die vier Ecken des Bildes ist der Turner-Wahlspruch verteilt: „Frisch – Fromm – Fröhlich – Frei“.

Im Tauberbischofsheimer Turnverein gab es gut eine Woche nach der Gründung eine völlig überraschende Personalentscheidung. Der bei der Gründungsversammlung am 20. August 1863 zum Vorsitzenden gewählte Professor W. Gnirs wurde in der Versammlung vom 29. August schon wieder abgewählt, wahrscheinlich sogar auf eigenen Wunsch; denn er zog sich nicht beleidigt zurück, sondern wurde Turnwart. Bei seinen Turnern scheint er große Sympathien genossen zu haben.