Die Fußballer in den 1920er und 1930er Jahren
Ein drängendes Problem war die Sportplatzfrage. Das Wiesengelände im Brehmbachtal war nur ein Notbehelf, auf dem keine Verbandsspiele ausgetragen werden konnten. 1922 baute die Stadt einen neuen Sportplatz, und zwar an der Stelle, wo sich heute die Grünewaldhalle und der Hartplatz befinden. Jetzt waren die Voraussetzungen geschaffen, um an einem geregelten Spielbetrieb teilzunehmen.
1923 trat der Verein dem Süddeutschen Fußballverband bei und spielte von da an zunächst im Gau Würzburg in der BKlasse, Abteilung Taubertal, ab 1929 in der A-Klasse und ab 1930 nach erneutem Aufstieg sogar in der Kreisliga Würzburg. In den 1930er Jahren wurden auch namhafte Gegner zu Gastspielen verpflichtet, so etwa der 1. FC Nürnberg (1933) und die SpVg Fürth (1934).
Vielleicht lohnt an dieser Stelle ein Blick in die Vereinsprotokolle, die in den 1920er und frühen 1930er Jahren überaus sorgfältig geführt wurden. Die Schriftführer haben über jedes Spiel, selbst über Freundschaftsspiele, genau Buch geführt und dabei ihren Emotionen oft freien Lauf gelassen. Aus diesen Eintragungen soll das eine oder andere herausgegriffen werden.
Bei einigen Spielen in den frühen 1920er Jahren scheint es ziemliche Turbulenzen gegeben zu haben. Über ein Spiel in Walldürn notierte der Schriftführer: „Trotz der großen Kälte wurde gespielt. Das Spiel endete 7 : 0 zu unseren Ungunsten. Wir legten Protest ein.“ Über ein Spiel in Osterburken heißt es: „Das Spiel endete 1 : 1 und wurde abgebrochen wegen allzu großer Parteilichkeit des Schiedsrichters.“ Auch gegnerische Mannschaften bekamen vom Schriftführer gelegentlich ihr Fett ab, so etwa die Turnerschaft Versbach im September 1922: „Versbach spielte gut, aber diese Schreierei während dem Spiel hätte nicht sein sollen. 3 : 1 für uns.“ Eine Niederlage in Gaukönigshofen im Jahr 1930 regte den Schriftführer mächtig auf, weil die Mannschaft nach einer 4 : 2 -Führung innerhalb von 8 Minuten noch 3 Tore kassiert hatte. Für ihn war diese Niederlage „des Sportvereins größter Schnitzer seit seinem Bestehen.“ Umso größer war dann die Genugtuung nach dem 5 : 0-Sieg im Rückspiel: „Die unverdiente Niederlage von 4 : 5 in Gaukönigshofen wurde ihnen auf hiesigem Platz mit Zins und Zinseszins heimgezahlt.“
So spannungsgeladen ging es natürlich nicht immer zu. In der Regel wurden Gastmannschaften freundschaftlich empfangen und verabschiedet. 1933 „wurden die Gäste aus Kitzingen an die Bahn begleitet; mit einem kräftigen Hipp-Hipp-Hurra schieden sie von uns.“ Die Geselligkeit wurde vor allem nach den Spielen eifrig gepflegt. 1930 „fuhr die 2. Mannschaft mit nur 9 Mann nach Hirschlanden und verlor 3 : 2. Auf dem Rückweg kehrte sie bei Pfarrer Weniger, dem früheren Kaplan, ein und wurde mit einigen Litern bewirtet“.
Eine Episode aus jener Zeit wurde von den Ehemaligen so oft erzählt, dass man an ihr einfach nicht vorbeikommt. Nach einem Spiel im Würzburger Raum, bei dem man eine saftige Niederlage bezog, hieß es in der örtlichen Presse: „Die Gäste aus Tauberbischofsheim waren gut gekleidet. Weiter ist von ihnen nichts zu berichten…“
In zahlreichen Protokolleintragungen spiegeln sich die wirtschaftlichen Probleme, mit denen die Fußballer zu kämpfen hatten. 1923 während der Inflationszeit stieg der Jahresbeitrag für Mitglieder von 12 Reichsmark auf 1000 Reichsmark und dann noch weiter in nie gekannte Höhen. Auch nach Überwindung der Inflation blieben die Finanzprobleme.
Auf einer Vorstandssitzung am 16. Januar 1925 wurde beschlossen, den Zuschuss aus der Vereinskasse für Fahrtkosten zu Auswärtsspielen zu streichen; die Spieler mussten diese jetzt in vollem Umfang selbst tragen.
Noch bedrohlicher war die Finanzlage in den Jahren 1929 – 1932 während der Weltwirtschaftskrise, die mit einer auch im Taubertal spürbaren Massenarbeitslosigkeit verbunden war. Da wiesen die Kassenberichte meist Defizite auf.
Immer wieder wurde darüber geklagt, dass die Mitgliedsbeiträge nur schleppend eingingen. Es dauerte mehrere Jahre, bis die Folgen dieser Krise überwunden waren.
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Alexander Geuking
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